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Die Städte und ihr Geld


Etwas Eigenes – da weiß man, was man hat!

Unzählige Städte im Römischen Reich gaben ihr eigenes (Klein-)Geld aus. Es bestand in der Regel aus Bronze und wurde für den alltäglichen Geldverkehr vor Ort benötigt. Die Nachbarstadt prägte wieder ihre eigenen Münzen. Wollte man dort etwas bezahlen, musste man vorher sein Geld wechseln.

Dass jede Stadt ihre ganz eigene individuelle Geschichte (auch ihre lokalen Traditionen und Mythen oder ihre besondere geografische Lage ...) hatte, spiegelt sich z.B. in den Münzen: Denn jede Stadt gestaltete ihr Geld individuell und in der Absicht, den ihr eigenen Charakter über das (Bild-)Medium Münze zu vermitteln. Dies geschah in der Regel über die Rückseiten der Münzen, die voller Lokalpatriotismus lokale Gottheiten, Bauwerke, Städtepartnerschaften, stadttypische Ereignisse u.v.m. thematisieren. Auf der Vorderseite dagegen nahm man (meist) mit dem Bild des Kaisers Bezug auf die realen Machtverhältnisse und machte deutlich, dass alle Städte zugleich eingebunden in das Römische Reich waren (Abb. 1-2).


Abb. 1: Bronzemünze aus der Polis Philadelpheia in Lydien. Auf der Vs. Kaiserin Julia Domna, auf der Rs. ein Preistisch mit Siegespreisen. Die ausführliche griechische Legende nennt die Bürgerschaft von Philadelpheia, ihren Ehrentitel ("Inhaberin einer Kaiserkultwürde") und den verantwortlichen Magistraten. Universität Münster, M 1225

 

Auf kleinem Raum komprimiert, mehr oder weniger ausführlich, in jedem Fall lokalspezifisch, wurde so die eigene Identität ins Bild gesetzt. Betrachten wir die Münzprägung einer Stadt über einen längeren Zeitraum, bekommen wir einen guten Einblick in das Selbstverständnis ihrer Bürgerschaft.

 

  
Abb. 2: Bronzemünze aus der colonia Alexandria Troas. Auf der Vs. Kaiser Trebonianus Gallus und auf der Rs. eine Gastmahl-Szene zwischen Apollon und seinem Priester [ausführlicher dazu s. Kap. 5.1.1]. Die knappe lateinische Legende COL AVG // TROAD nennt die colonia als verantwortliche Prägeinstanz. Universität Münster, Inv. M 6389

 

Diese Individualität galt für griechische Städte, sogenannte Poleis (Abb. 1b), und genauso für römische Kolonien (Abb. 2b). Die Münzen der Kolonien unterscheiden sich hauptsächlich darin, dass die Legenden, die Aufschriften, in lateinischer Schrift und Sprache gehalten sind.

Derartige Lokalprägungen (von Poleis UND Kolonien) konzentrieren sich ab etwa der Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr. auf den Osten des Römischen Reichs (im Westen wurde seit Kaiser Claudius kein Lokalgeld mehr produziert).

 

Weiterführende Literatur:

- K. Butcher, Roman Provincial Coins. An introduction to the Greek Imperials (1988)

- M. K. Nollé  – J. Nollé, Götter, Städte, Feste. Kleinasiatische Münzen der Römishen Kaiserzeit (1994)