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Die Kombination von Heros und Wildschwein findet sich in Ephesos auf verschiedenen Münzbildern und spielt auf den Gründungsmythos der Stadt an. Zahlreiche Momente der Wildschweinjagd werden illustriert, auf einigen der Typen wird der Dargestellte explizit als ΑΝΔΡΟΚΛΟϹ benannt (derselbe Typ des reitenden Jägers mit Beischrift z.B. bei RPC IV Temp. Nr. 1126 oder Temp. Nr. 11463).
Der Heros Androklos ist als Gründerheros literarisch und epigrafisch vielfach belegt. Und nach einem delphischen Orakelspruch sollen sich die Kolonisten in der Frage des Standorts für die neue Stadt von einem Fisch und einem Wildschwein leiten lassen, wie es Athenaios (8,361d–e) überliefert:
"Kreophylos berichtete in den ‘Jahrbüchern der Epheser’: Diejenigen, die Ephesos gründeten und dabei große Schwierigkeiten aufgrund der ungünstigen Bodenverhältnisse hatten, schickten schließlich zum Orakel und fragten an, wo sie denn ihre Stadt hinbauen sollten. Dieses aber gab ihnen die Weisung, dort eine Stadt zu gründen, worauf ein Fisch hinweise und wo ein Wildschwein hinführe. Es wird nun erzählt, dass dort, wo sich jetzt die ‘Hypelaios’ genannte Quelle und der heilige Hafen befinden, Fischer ihr Frühstück zubereiteten. Da sprang einer der Fische mitsamt einer glühenden Kohle weg und stürzte in eine Abfallgrube. Demzufolge geriet ein Dickicht in Brand, in dem sich unerwarteterweise ein Wildschwein befand. Dieses wurde vom Feuer aufgeschreckt und rannte eine lange Strecke auf das Gebirge zu, das Tracheia genannt wird. Es fiel vom Speer getroffen dort nieder, wo jetzt der Tempel der Athena steht." (Übers. nach Rathmayr)
Wenngleich Androklos bei Athenaios nicht explizit genannt ist, liegt es nahe, dass man die verschiedenen Traditionsstränge (Androklos als Gründer und die Wildschwein/Fisch-Episode) miteinander verbunden und in der Folge auch auf den Münzen zusammengeführt hat.
Die Quellen (lit. Texte, Inschriften, Münzen, Skulpturfragmente) sind zusammengestellt von E. Rathmayr, Die Präsenz des Ktistes Androklos in Ephesos, Anzeiger der ÖAW, phil.-hist. Klasse 145, 2010, S. 19-60.
Griechische Münzen in der Römischen Kaiserzeit
Als der Adoptivsohn Caesars, genannt Octavianus, im Jahre 27 v. Chr. zum Augustus erhoben wurde, merkten die griechischen Bewohner des Römischen Reiches, dass die Bürgerkriege der späten Republik vorbei waren. Das neue System des Prinzipates versprach Frieden und eindeutige Ansprechpartner in Rom, die die städtischen Honoratioren in das Herrschaftssystem einbanden. Die Städte begannen wieder zu prosperieren. Die nun hergestellten städtischen Münzen bestanden überwiegend aus Bronze. Sie sind Zeugnisse des Selbstverständnisses der Städte und deren Verhältnis zum römischen Kaiserhaus. Die Vorderseiten trugen nun anstatt von Götterbildern überwiegend die Porträts von Angehörigen des Kaiserhauses. Auch die Rückseiten konnten in Bezug auf Rom gestaltet sein. Einen größeren Umfang nahmen hier jedoch Bilder in unmittelbarem Bezug auf die Stadt selbst ein. Am häufigsten waren Darstellungen der städtischen Gottheiten, ihrer Begleiter und Attribute. Die Münzen sangen ein Städtelob mit Strophen auf das ehrwürdige Alter und die Zugehörigkeit zur griechischen Koiné. Sie zeigen die lokalen Heroen und Mythen. Der Schmuck der Stadt mit Architektur und berühmten Skulpturen ist auf den Münzen zu sehen. Homer, Herodot und andere Vorfahren (‚viri illustres’) trugen zum Ruhm der Stadt bei. Mit Stolz präsentiert man die Festspiele und die Ehrentitel der Stadt, um die man mit anderen Städten konkurrierte. Ab Mitte des 3. Jahrhunderts verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage, so dass es zunehmend unattraktiv wurde, eigenes Geld zu produzieren. In der Regierungszeit des Tacitus (275/276 n. Chr.) gaben auch die letzten Prägeorte die Herstellung städtischen Geldes auf. In Alexandria dagegen endet die reguläre Münzprägung 295/296 bzw. mit dem Usurpator Domitius Domitianus 297/298 n. Chr.