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Römische Kolonien


Sinope zwischen freier Stadt und römischer Kolonie

Sinope wurde von den Milesiern im 7. Jh. v. Chr. an der Schwarzmeerküste gegründet. 46 v. Chr. haben römische Aristokraten neben der Stadt eine Kolonie gegründet (hier handelte es sich nicht um eine Veteranenkolonie). Wie genau das Verhältnis zwischen der noch freien Stadt Sinope und der römischen Kolonie aussah, ist fraglich.

Die koloniale Münzprägung kann uns hier vielleicht behilflich sein. Die Münzprägung beginnt mit Themen, die den Bezug zu Rom verdeutlichen, wie die Kaiserfamilie (RPC I Nr. 2118) und den Pflügenden (sulcus primigenius) (z.B. RPC I Nr. 2129); auch der Pflug allein (z.B. RPC I Nr. 2112 u.a.) weist auf den Koloniestatus.

Ab der flavischen Zeit kamen mit Nemesis (RPC II Nr. 717) und Serapis (RPC II Nr. 715) zwei neue Hauptmotive der lokalen Münzprägung auf. So nahm die Kolonie wieder Bezug auf ihre griechische Tradition, da Göttermotive schon mit dem Beginn der sinopischen Münzprägung im 5. Jh. v. Chr. geprägt worden sind. Die Gottheiten selbst jedoch waren neu im Typenrepertoire.

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb. 1: Bronzemünze aus Sinope mit Nemesis stehend auf der Rs. (ca. 235-236 n. Chr.). Berlin, Staatliche Museen, Objektnummer 18243062 (= RPC VI [online] Temp. Nr. 6501), Foto Lutz-Jürgen Lübke
Abb. 2: Bronzemünze aus Sinope mit einer stehenden Figur (Pax?) stehend auf der Rs. (ca. 72-73 n. Chr.). © Classical Numismatic Group (= RPC II Nr. 715)

 

Das Motiv "Nemesis mit Architektur" (Abb. 3) mag ein Hinweis auf einen lokalen Kultort, also ein konkretes Heiligtum vor Ort sein (RPC Type 19566).

Abb. 3: Bronzemünze aus Sinope mit Kaiserbüste des Phillip I. auf der Vorder- und Nemesis in Architektur auf der Rückseite (ca. 244-245 n. Chr.) (= RPC Type 19566, T. Marchal coll.)

 

Die vielen verschiedenen Sarapis-Typen (als Büste oder gelagerte oder stehende Figur) in der Stadt gehen vermutlich auf die Ursprünge des Sarapiskultes zurück: Mehrere antike Autoren berichten davon (ausführlich z.B. Tacitus, hist. 4,83-84), dass Ptolemaios I. eine Traumvision gehabt habe, die ihn aufforderte, das Kultbild eines Gottes ("Jupiter Dis") aus Sinope nach Alexandria zu holen. Diese Gottheit sei schließlich in Ägypten zu Serapis transformiert. Die weite Verbreitung der "ägyptischen Gottheiten" in der Kaiserzeit nahm also der Überlieferung nach ihren Anfang in Sinope – ein Befund, den die Bürger der colonia offenbar stolz auf den Rückseiten ihrer Münzprägung umsetzten.

Münzen wie diese beschreiben wohl die Kolonie und die Münzprägung Sinopes am besten: Auf der einen Seite der Münze der Bezug zu Rom mit dem Kaiserporträt und auf der anderen Seite der lokale Bezug mit den lokalen Götterkult.

[TW]

 

Weiterführende Literatur:

- A. Filges, Münzbild und Gemeinschaft. Die Prägungen der römischen Kolonien in Kleinasien (2015) bes. S. 37 f. (Geschichte) 58-62 (Typenspektrum). 199-202 (Sarapis in Sinope)