eMuseum
Römische Kolonien
Parium
Parium liegt an der Nordwestküste Kleinasiens, am Marmarameer. Von Caesar erhielt die Stadt 46/45 v. Chr. römischen Kolonialstatus (wurde colonia gemella Iulia Pariana, auf Münzen abgekürzt CGIP), unter Kaiser Hadrian (reg. 117-138 n. Chr.) wurde dieser Status bestätigt und die Kolonie erhielt den zusätzlichen Ehrentitel Hadriana (dann abgekürzt CGIHP).
Die Stadt blickt auf eine lange Prägetradition zurück. Ungewöhnlich ist auf hellenistischen Bronzemünzen ein (Monumental?-)Altar in perspektivischer Ansicht als zentrales Motiv (Abb. 1), da Architekturbilder selten auf vorkaiserzeitlichen Münzen begegnen. In der Kaiserzeit zeigen dann mehrere Münztypen einen Monumentalalter (Abb. 2) und andere repräsentative Großbauten.
Abb. 1: Vorderseite einer hellenistischen Bronzemünze aus Parium mit einem Altar (ca. 350-300 v. Chr.). Universität Münster M 4684
Abb. 2: Rückseite einer kaiserzeitlichen Bronzemünze aus Parium mit dem großem Altar (ca. 188-190 n. Chr.) (= RPC IV [online] Temp. Nr. 11263) (© Gorny & Mosch)
Eins der geläufigsten kaiserzeitlichen Münzmotive in Parium ist der Pflüger mit Ochsengespann, der die "erste Furche" zieht (sulcus primigenius) und damit auf die Einrichtung der römischen Kolonie hinweist (z.B. M 1011 oder M 1012), s. auch das Kapitel 5.1.2.
Die Vorderseiten nicht nur der griechischen Städtemünzen, sondern auch der Koloniprägungen gehören eigentlich den Kaisern: Doch in Praium zeigen einige sog. pseudo-autonome Prägungen den mythischen Gründerheros Parios (Abb. 4a), identifiziert oftmals durch die Beischrift als PARIO CONDIT(ori) ("‹gewidmet› dem Gründer Parius"). Er verweist auf (oder suggeriert) eine traditionsreiche und lange (vorrömische) Geschichte der Stadt.
Abb. 3: Rückseite einer Bronzemünze aus Parium mit Aesculap, der einen Stier behandelt. Dieser legt ihm seinen r. Vorderhuf vertrauensvoll auf den Schoß (ca. 147-161 n. Chr.) (= RPC IV,3 [online] Temp. Nr. 624) (© Classical Numismatic Group Inc.)
Abb. 4a-b: Bronzemünze aus Parium mit dem lokalen Heros Parios auf der Vorder- und dem "Tierarzt Aesculap" auf der Rückseite (ca. 253-260 n. Chr.) (© Gorny & Mosch)
Ein ganz ungewöhnliches und einzigartiges Münzbild zeigt den sitzenden Aesculap, der den Huf eines vor ihm stehenden Rindes untersucht. Dieses Motiv wird von antoninischer Zeit (Abb. 3) bis zum Ende der lokalen Münzprägung (Abb. 4b) wiederholt geprägt – ganz offenbar wird hiermit ein ganz besonderer lokaler Kult des Heilgottes thematisiert, der in Parium auch in der Tierheilkunde tätig war, von dem wir aber sonst leider nichts wissen.
[KM]
Weiterführende Literatur:
- V. Keleş – K. Oyarçin – M. D. Yılmaz, Roman Colonisation of Parion in Light of Coins, in: M. Caccamo Caltabiano u.a. (Hrsg.), Proceedings of the XV. International Numismatic Congress Taormina 2015 II (2017) S. 908-913