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Image files are licensed Public Domain Mark 1.0. Münster, Archäologisches Museum der Universität, ID2535. Photographs by Katharina Martin.

Alexandria Troas
Inventory no: M 6389

Class/status: City

Date: 251-253 n. Chr.

Country: Turkey
Mint: Alexandria Troas (Troas)

Obverse: IMP VIB TREB GALLVS AV. Drapierte Panzerbüste des Trebonianus Gallus n. r. (in der Rückansicht), lorbeerbekränzt.
Reverse: C-O-L - AV-G / TROAD. Szene aus dem Mythos des Apollon Smintheus (des "Mäusegottes"): der Gott selbst sitzt r. vor einem Dreifuß und hält ein Bündel Pfeile in der r. Hand. Er wird bewirtet von dem ihm l. gegenübersitzenden Priester Krinis, zu dessen Füßen ein Hund mit gesenktem Kopf an den Füßen des Apollon schnuppert. Beide tragen einen Hüftmantel. Im Bildhintergrund steht der Hirte Ordes (erkennbar durch den Hirtenstab, lat. pedum), der sich ebenfalls dem Gott zuwendet; oben i.F. eine mit Pfeil getroffene tote Maus

Production: struck

Coin, Bronze, 6,08 g, 22 mm, 12 h

Sitter:
Trebonianus Gallus
Vendor (to Museum):
Gorny & Mosch (Munich)
Vendor (to prev. Owner):
Bankhaus H. Aufhäuser (Munich)

Previous owners:
(21.08.1943-)

Publications: RPC IX Nr. 413; A. R. Bellinger, Troy Supplementary Monograph II. The Coins (1961) S. 137 Nr. A 402; A. R. Bellinger, The Late Bronze of Alexandria Troas, ANSMusNotes 8, 1958, Typus 20; A. Filges, Münzbild und Gemeinschaft. Die Prägungen der römischen Kolonien in Kleinasien (2015) Kat.-Nr. 1240; P. Weiß, Alexandria Troas: Griechische Traditionen und Mythen in einer römischen Colonia, in: E. Schwertheim - H. Wiegartz (Hrsg.), Die Troas. Neue Forschungen zu Neandria und Alexandria Troas II, AMS 22 (1996) S. 166 Abb. 15 (dieses Stück). Weitere Informationen zu dem außergewöhnlichen Rs.-Motiv finden Sie links unten unter dem Symbol der Glühbirne.

Web Portals:
https://rpc.ashmus.ox.ac.uk/coins/9/413/5

Das Rs.-Motiv nimmt Bezug auf ein Moment der lokalen Kultsage, die vom antiken Autor Polemon (ca. 220-160 v. Chr.) überliefert ist. Dieser stammte selbst aus der Troas und war daher mit den regionalen Traditionen und Geschichten vertraut; sein Werk selbst ist verloren, nur einige Passagen sind erhalten, die hier relevante in einem Scholion (A) zur Ilias: Gleich zu Beginn (Hom. Il. 1,39) wird der Gott "Smintheus" angerufen. Im Scholion wird "Smintheus", der Beiname des lokalen Gottes Apollon, ausführlich erläutert: "[...] Sminthos ist nämlich ein Ort in der Troas, in dem es ein Heiligtum des Apollon Sminthios gibt, aus folgendem Grund: in Chryse, einer Stadt Mysiens, war ein gewisser Krinis Priester des dortigen Apollon. Gegen ihn erzürnt sandte der Gott Mäuse auf seine Felder, die die Feldfrucht vernichteten. Als sich dann der Gott mit ihm versöhnen wollte, begab er sich zu Ordes, seinem Oberhirten, wurde von ihm gastlich aufgenommen und versprach Befreiung von dem Übel, und er vernichtete auf der Stelle die Mäuse mit einem Bogen. Beim Scheiden nun befahl er, seine Epiphanie dem Krinis mitzuteilen. Nachdem das geschehen war, errichtete Krinis dem Gott ein Heiligtum und gab ihm den Beinamen Smintheus; denn in der einheimischen Sprache heißen die Mäuse ›sminthoi‹." (Polem. frg. 31, ed. L. Preller [1838] S. 63; die Übersetzung findet sich bei P. Weiß, AMS 22, S. 165). Weiterführende Literatur: P. Weiß, Alexandria Troas: Griechische Traditionen und Mythen in einer römischen colonia, in: E. Schwertheim - H. Wiegartz (Hrsg.), Die Troas. Neue Forschungen zu Neandria und Alexandria Troas, AMS 22 [1996] S. 157-173, bes. 165-170, von dem das Münzbild erstmals richtig beschrieben und gedeutet wurde; s. auch den Text im Auktionskatalog Gorny & Mosch, Auktion 276 (19.4.2021) S. 92 Nr. 347 Zu Apollon Smintheus s. auch die Ausführungen zu einer hellenistischen Münze, Inv. M 5347 aus der Münsteraner Sammlung mit dem (Kult-)Bild des Gottes, der seinen Fuß auf eine Maus stellt, unter der Münze des Monats 2020 (dort runterscrollen auf März)

Photographer Obverse: Katharina Martin
Photographer Reverse: Katharina Martin

Münster, Archäologisches Museum der Universität
Accession Zugangsart Kauf

Recommended Quotation: Digitales Münzkabinett der Universität Münster, M 6389

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