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Bilddateien sind Public Domain Mark 1.0. Münster, Archäologisches Museum der Universität, ID1561. Aufnahme durch Robert Dylka.

Ephesos (Fälschung)
Inventarnummer: M 1108

Münzstand: Stadt

Datierung: 238-244 n. Chr.

Land: Türkei
Münzstätte: Ephesos (Ionien)

Vorderseite: ΑΥΤ Κ Μ ΑΝΤ - ΓΟΡΔΙΑΝΟC. Drapierte Panzerbüste des Gordianus III. n. r., lorbeerbekränzt, von hinten, auf seinem Gesicht Gegenstempel: Monogramm aus [СΑΡ] / ·Δ·.
Rückseite: ΕΦΕ-CΙΩΝ - Π-ΡΩ-ΤΩΝ // A ∙ ACIAC. Männliche Figur (Gründerheros Androklos) in Panzer und mit wehendem Mantel reitet n. r., in der erhobenen und zurückgenommenen r. Hand hält er eine zum Wurf bereite Lanze, unter dem Pferd läuft ein Wildschwein n. r.

Herstellung: gegossen


Sekundäre Merkmale: mit Gegenstempel

Falsum, Bronze, 16,59 g, 34 mm, 6 h

Dargestellte/r:
Gordianus III.

Vorbesitzer:
Theobald Bieder (26.05.1876 - 24.04.1947)

Literatur: RPC VII,1 Nr. 362.1/15 (dieses Stück) mit Anm. 573 zu F3 und F4; SNG Righetti Nr. 859; SNG Kopenhagen Heft 22 Nr. 477; S. Karwiese, Die Münzprägung von Ephesos 5. Katalog und Aufbau der römerzeitlichen Stadtprägung (2012) 189 Nr. 869; SNG Yavuz Tatıs Collection (= Turkey 10) Nr. 146-147. Zum Gegenstempel C. J. Howgego, Greek Imperial Countermarks (1985) 215-216 Nr. 561.

Webportale:
https://rpc.ashmus.ox.ac.uk/coins/7.1/362.1
https://rpc.ashmus.ox.ac.uk/coins/7.1/362.1/15

Die Kombination von Heros und Wildschwein findet sich in Ephesos auf verschiedenen Münzbildern und spielt auf den Gründungsmythos der Stadt an. Zahlreiche Momente der Wildschweinjagd werden illustriert, auf einigen der Typen wird der Dargestellte explizit als ΑΝΔΡΟΚΛΟϹ benannt (derselbe Typ des reitenden Jägers mit Beischrift z.B. bei RPC IV Temp. Nr. 1126 oder Temp. Nr. 11463). Der Heros Androklos ist als Gründerheros literarisch und epigrafisch vielfach belegt. Und nach einem delphischen Orakelspruch sollen sich die Kolonisten in der Frage des Standorts für die neue Stadt von einem Fisch und einem Wildschwein leiten lassen, wie es Athenaios (8,361d–e) überliefert: "Kreophylos berichtete in den ‘Jahrbüchern der Epheser’: Diejenigen, die Ephesos gründeten und dabei große Schwierigkeiten aufgrund der ungünstigen Bodenverhältnisse hatten, schickten schließlich zum Orakel und fragten an, wo sie denn ihre Stadt hinbauen sollten. Dieses aber gab ihnen die Weisung, dort eine Stadt zu gründen, worauf ein Fisch hinweise und wo ein Wildschwein hinführe. Es wird nun erzählt, dass dort, wo sich jetzt die ‘Hypelaios’ genannte Quelle und der heilige Hafen befinden, Fischer ihr Frühstück zubereiteten. Da sprang einer der Fische mitsamt einer glühenden Kohle weg und stürzte in eine Abfallgrube. Demzufolge geriet ein Dickicht in Brand, in dem sich unerwarteterweise ein Wildschwein befand. Dieses wurde vom Feuer aufgeschreckt und rannte eine lange Strecke auf das Gebirge zu, das Tracheia genannt wird. Es fiel vom Speer getroffen dort nieder, wo jetzt der Tempel der Athena steht." (Übers. nach Rathmayr) Wenngleich Androklos bei Athenaios nicht explizit genannt ist, liegt es nahe, dass man die verschiedenen Traditionsstränge (Androklos als Gründer und die Wildschwein/Fisch-Episode) miteinander verbunden und in der Folge auch auf den Münzen zusammengeführt hat. Die Quellen (lit. Texte, Inschriften, Münzen, Skulpturfragmente) sind zusammengestellt von E. Rathmayr, Die Präsenz des Ktistes Androklos in Ephesos, Anzeiger der ÖAW, phil.-hist. Klasse 145, 2010, S. 19-60.

Fotograf Vorderseite: Robert Dylka
Fotograf Rückseite: Robert Dylka

Münster, Archäologisches Museum der Universität
Accession Zugangsjahr 1956 Zugangsart Kauf

Zitierweise für dieses Objekt: Digitales Münzkabinett der Universität Münster, M 1108

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