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Römische Kolonien
Antiochia ad Pisidiam: Zwischen Feldzeichen und Mondgott
1. Geschichte der Stadt und ihrer Münzprägung
Ursprünglich eine hellenistische Gründung, erhielt Antiochia ad Pisidiam (nahe Yalvaç in der heutigen Türkei) durch die Ansiedlung von römischen Veteranen wohl zwischen 25 und 19 v. Chr. den Status einer römischen Kolonie. Schnell wurde sie zu einem der bedeutendsten urbanen Zentren in der Region. Kurz nach der Gründung begannen die Kolonisten eigene Münzen im Namen ihrer Colonia Caesarea Antiochia zu prägen. Die letzten Münzen wurden 290 Jahre später im Jahr 270 n. Chr. in Antiochia geschlagen.
Die Prägungen der Stadt zeichnen sich durch eine große Themenvielfalt aus. Einzelne Motive stechen jedoch aus der Masse hervor und verbildlichen die Tradition und das Selbstverständnis der Einwohner Antiochias.
Abb. 1: Die Auswahl an Münzen aus Antiochia ad Pisidiam im Münsteraner IKMK zeigt das Themenspektrum und die Bedeutung von militärischen (M 1296-1298, M 1300) und kaiserlichen Themen (M 1299)
2. Militärisch assoziierte Motive
So fällt der anhaltend große Anteil von militärischen Motiven an der Münzprägung auf. Zu ihnen zählen Darstellungen, die Feldzeichen (Abb. 2) oder den über Feinde und Löwen hinwegreitenden Kaiser zeigen.
Abb. 2 (links): Die Rückseite einer Bronzemünze aus der Zeit des Philippus I. Arabs (ca. 244-249) zeigt ein vexillum (Feldzeichen) zwischen zwei signa (Standarten) mit je einem Adler darauf. Dazwischen befinden sich die Buchstaben S R (= RPC VIII [online] ID 3239). Universität Münster, M 1297
Abb. 3 (rechts): Die Rückseite einer Bronzemünze aus der Zeit des Gordian III. (ca. 238-244): Buchstaben S R zwischen dem Namen der Stadt ANTIOCH / COLONIA. Die umlaufende Legende nennt noch einmal den Stadtnamen COLONIA CAESAR ANTIOCHIA. (= RPC VII.2 [online] ID 3383). London, British Museum Inv. 1894,0402.161, Foto RPC
Aber auch die Abkürzung "S R" (Abb. 2–5) drückt eine enge Verbindung zu Rom und seinem Heer aus. Sie dürfte für den Ehrentitel socia Romanorum ("Bundesgenossin der Römer") stehen und stellt seit Septimius Severus (reg. 193-211 n.Chr.) eine Besonderheit der antiochenischen Münzprägung dar (alle Münsteraner Münzen aus Antiochia, M 18, M 1293-1301 weisen "S R" in der Legende auf).
3. lokale Gottheiten
Münzbilder mit lokalen Gottheiten knüpfen dagegen stärker an die vorrömische Tradition an. Sie zeigen beispielsweise den Mondgott Mên oder sein lokales Kultbild (Abb. 4-5) . Darstellungen des Gottes mit phrygischer Mütze und Mondsichel zählten bereits zum älteren Motivrepertoire der Stadt (Abb. 6), in deren Umland ein entsprechendes bedeutsames hellenistisches Heiligtum (Abb. 5) zu finden war.
Abb. 4 (links): Rückseite einer kaiserzeitlichen Bronzemünze aus Antiochia ad Pisidium mit dem stehenden Mondgott (evtl. das Kultbild?, s. auch Abb. 5) flankiert von den Buchstaben S - R; zu seinen Füßen ein Hahn (ca. 203-217 n. Chr.). Universität Münster, M 1294
Abb. 5 (Mitte): Rückseite einer kaiserzeitlichen Bronzemünze aus Antiochia ad Pisidium mit dem Heiligtum des Mên (ca. 238-244 n. Chr.) (= RPC VII,2 Nr. 2736)
Abb. 6 (rechts): späthellenistische Bronzemünze (Vs.) aus Antiochia mit der Büste des Mondgottes (ca. 1. Jh. v. Chr.) [© Savoca]
[JT]
Weiterführende Literatur:
- A. Filges, Münzbild und Gemeinschaft. Die Prägungen der römischen Kolonien in Kleinasien (2015) S. 42-44 (Lage und Geschichte), 70-74 (Typenrepertoire), 178-182 (Men), 262-273 (militärische Motive)
- A. Krzyzanowska, Monnaies coloniales d'Antioche de Pisidie, Travaux du centre d'archéologie méditerranéenne de l'académie polonaise des sciences 7 (1970)
- J. Nollé, Johannes, "Colonia und Socia der Römer". Ein neuer Vorschlag zur Auflösung der Buchstaben "SR" auf den Münzen von Antiocheia bei Pisidien, in: Ch. Schubert u.a. (Hrsg.), Rom und der griechische Osten. Festschrift für Hatto H. Schmitt zum 65. Geburtstag (1995) S. 350-370